Die Einen brauchen ihn, um morgens richtig wach zu werden, die Anderen können ihn nur mit ganz viel Milch und Zucker trinken und ein paar Wenige wollen ihn auch einfach nur genießen – den Kaffee. Tina Hofmann, Inhaberin der Kaffeerösterei „Beans and Friends“ in Jülich, lässt sich definitiv in die Kategorie der Genießer einordnen. Seit 13 Jahren ist der Kaffee ihre große Leidenschaft, vor elf Jahren hat sie ihn zu ihrem Beruf gemacht.
In ihrem kleinen Geschäft verkauft die 52-Jährige aber nicht nur Kaffee, sondern röstet ihn auch selbst mit einer traditionellen Trommelröstmaschine. „Rösten ist ein echtes Handwerk“, erklärt Hofmann. Ihre Langzeitröstung dauert mit 15 bis 20 Minuten circa vier Mal so lange, wie eine Industrieröstung. Denn bei ihrer Maschine muss nicht nur einfach ein Knopf gedrückt werden, sondern Hofmann muss die Luft manuell regulieren, die Temperatur im Auge behalten, riechen und auf die Geräusche der Bohnen hören. Die wichtigste Aufgabe der Röstmeisterin ist es, den Prozess genau im richtigen Moment abzubrechen, damit die Bohne aromatisch, aber noch nicht bitter oder verbrannt ist.
Das Rösten ist Kunst
„Eben dieses Handwerk macht für mich den Beruf aus. Ich erschaffe ja etwas und ich sehe hinterher, was ich gemacht habe. Mein Ziel ist es immer, das Bestmögliche aus den Bohnen rauszuholen.“ Zwischen 60 und 70 Kilogramm Kaffee röstet Hofmann am Tag in ihrem Geschäft. „Zum einen ist natürlich die Kunst an dem Handwerk das Rösten an sich. Aber auch die Bohnen richtig zusammenzuführen, sodass sie harmonieren, ist eine Herausforderung.“
Eine Herausforderung, vor der Hofmann aber nicht zurückschreckt. So hat sie beispielsweise auch drei selbstgemixte lokale Mischungen im Angebot: die „Jülicher Milde“, den „Hexenturm“ und die „Jülicher Mischung“. Das Besondere daran: diese Bohnen-Mischungen hat Hofmann gemeinsam mit ihren Kunden kreiert. „Man muss bei dem Beruf eine Bandbreite an Geschmäckern abdecken und das ist nicht immer einfach. Aber wenn dann das Feedback kommt: ‚Mir schmecken deine Bohnen!‘, dann bin ich schon auch etwas stolz.“
Obwohl die Faszination für das braune Gebräu schon in ihrer Jugend angefangen hat, wenn auch mit viel Milch und Zucker, wie die 52-Jährige lachend zugibt, ist sie erst spät in das Röstgeschäft eingestiegen. „Ich hatte schon immer im Hinterkopf, irgendwann mal ein Café aufzumachen. Aber viele Cafés öffnen und schließen dann wieder. Also habe ich mir überlegt, was ich anders als die Anderen machen kann.“ Nachdem sie durch Zufall in einen kleinen Eifler Röstladen reinstolperte, stand ihre Entscheidung fest. „Manchmal weiß man einfach: Das ist es!“
Zwei Jahre lang hat Hofmann daraufhin alles über das richtige Riechen, Kaffeesteuern, den Anbau und natürlich das eigentliche Rösten gelernt, bis sie sich getraut hat, ihren eigenen Laden in Jülich zu eröffnen. „Trotz all den Auf und Abs in den letzten Jahren – manchmal waren es echt mehr Abs – hätte ich nie gesagt: ‚Ich will das nicht mehr‘“, erzählt Hofmann. Denn den Weg von der grünen zur braunen Bohne findet die gelernte Barista und Kaffeesommelière nicht nur faszinierend, er ist auch mit einem täglichen Highlight verbunden: „Der schönste Moment ist, wenn ich zum Schluss die Klappe an der Röstmaschine öffne, die Bohnen rausfallen und ich sehe, was ich kreiert habe.“
Wie es in der Zukunft mit ihrem Lebenstraum weitergehen soll, weiß Hofmann auch schon: Sie möchte wahrscheinlich, wenn in circa drei Jahren der Mietvertrag für ihr Lokal ausläuft, mehr im Gewerbebereich rösten und sich vielleicht zusätzlich auch einen kleinen Verkaufswagen organisieren. Wie das Konzept dann genau aussehe, werde sich aber noch zeigen, betont die Kaffeeliebhaberin. Eins ist für Hofmann allerdings klar: Mit dem Rösten will sie noch lange nicht aufhören.