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Landsynagoge (Südansicht) © LVR, Andreas Schiblon

Begegnung mit dem Landjudentum in Rödingen

Besuchen Sie ein Kleinod des rheinischen Judentums: Die ehemalige Synagoge und das Haus des Synagogenvorstehers Isaak Ullmann in Rödingen

Im Dorf Rödingen in der Landgemeinde Titz gibt es etwas ganz Besonderes: eine Landsynagoge, die weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Sie wurde 1841 von Isaak Ullmann im Hinterhof seines Wohnhauses für die kleine Rödinger Gemeinde gebaut. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat die Rödinger Synagoge – eine der ganz wenigen bis heute erhaltenen rheinischen Landsynagogen – vor 25 Jahren gekauft und damit vor dem Verfall gerettet, für die nachfolgenden Generationen gesichert und mit zahlreichen Aktivitäten neu belebt.

Die Synagoge im Hinterhof

Das frühere Wohnhaus der jüdischen Familie Ullmann und die ehemalige Synagoge konnten nach behutsamer Sanierung am 6. September 2009 als LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen feierlich eröffnet werden. Unter den Ehrengästen waren auch einige Nachkommen des Synagogenerbauers Isaak Ullmann, die die NS-Zeit überlebt hatten. Seit September 2009 ist das Gebäudeensemble für alle Interessierten immer sonntags (11 bis 17 Uhr) und jederzeit nach vorheriger Vereinbarung geöffnet.

Im Rahmen unserer Führung werden Ihnen bei einer Spurensuche in der Synagoge und im Wohnhaus viele Fragen beantwortet

Was hat es mit der Nische in der Ostwand der Synagoge auf sich? Was bedeutet der Haken über dieser Nische? Warum hat das Gebäude eine Empore? Wer saß dort? Warum hat eine Säule der Empore so viele bunte Farbspuren? Was bedeuten die Haken an den Seitenwänden? Was bedeuten die Spuren an allen Türrahmen des Wohnhauses? Wer hat seinen Namen in ein Fenster im Obergeschoss eingeritzt? Warum findet man im Wohnhaus auch Spuren der christlichen Religion? Und was bedeuten die Nischen mit den Walzen in der Hofeinfahrt?

Detektivische Spurensuche in Synagoge und Wohnhaus

Als der LVR die Rödinger Synagoge sanierte, wurde den Beteiligten schnell klar, in welch hohem Maße das Gebäudeensemble Wissen über die Geschichte, Kultur und Religion des rheinischen Judentums gespeichert hatte, die wieder zu entdecken waren: Vermeintlich unscheinbare Spuren erzählen Geschichten über den Alltag der ehemaligen Bewohner*innen, ihre Religion, ihre Berufe, ihre Art zu wohnen und sich einzurichten. Diese Spuren wurden bei der Sanierung gesichert bzw. wieder sichtbar gemacht und erläutert.

Jüdischer Friedhof Rödingen

Für ganz besonders Interessierte bieten wir nach der Führung durch das Gebäudeensemble eine Besichtigung des jüdischen Friedhofes an. Dort erläutern wir die Bedeutung und Besonderheit von jüdischen Friedhöfen, der hebräischen Grabinschriften und Symbole sowie die Geschichte des Rödinger Friedhofes.  

Nächste Möglichkeit die Landsynagoge zu besichtigen, besteht am Europäischen Tag der jüdischen Kultur 2024 – Motto: Familie

Am Sonntag, 1. September 2024, 11 bis 17 Uhr, ganztägig geöffnet. Ab 11 Uhr gibt es zudem auch Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke. In der Zeit von 12 bis 13 Uhr werden verschiedene Führungen durch Ausstellung und Synagoge – Jüdisches Leben auf dem Land
Familiengeschichte – Religionsausübung – Alltagsgeschichte – angeboten. Zwischen 13.30 und  14.30 Uhr können Interessierte an einem Dorfrundgang – Jüdische Orte im christlich geprägten Dorf – teilnehmen. Es ist als Spurensuche inklusive Besichtigung des jüdischen Friedhofs in Rödingen geplant. Um 15 Uhr erfahren Sie von Margot Bücher – Eine jüdisch – nichtjüdische Familiengeschichte. Es handelt sich um ein moderiertes Gespräch von Monika Grübel mit Christine Bücher über das bewegte Leben ihrer Tante Margot. Abschließend gibt es um 16 Uhr ein Konzert mit Pavel Efremov – Akkordeonist.

Das LVR-KULTURHAUS steht für die kulturellen und gesamtgesellschaftlichen Werte, die für den LVR maßgebend sind: Es ist ein offenes Haus der Wissensvermittlung über jüdische Lebenswelten, insbesondere über Geschichte und Religion des rheinischen Landjudentums, ein Haus der Projekte für und mit Schüler*innen und ein Haus der Kommunikation mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft über jüdisches Leben heute. Alle diese Aktivitäten sind Maßnahmen gegen Vorurteile und Antisemitismus und „Für Demokratie“.

Termin:

Uhrzeit:

Ort:

Preis:

Dienstag, 25. Juni 2024

18 Uhr

LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen, Mühlenend 1, 52445 Titz-Rödingen

für Freundeskreis-Mitglieder kostenlos

Jede Woche postet die Landsynagoge Rödingen Interessantes aus der jüdischen Lebenswelt auf Facebook und unter dem Hashtag  #landsynagoge auf Instagram. 

Der Hof der Landsynagoge mit Blick auf das Wohnhaus © Andrea Zuleger

Landjudentum

Über 400 Jahre lebten die meisten Jüdinnen und Juden im Rheinland auf dem Land

Noch im Jahr 1867 zählte man in der preußischen Rheinprovinz 329 Synagogen und Bet-Stuben. Heute dagegen findet man nur noch sehr wenige Spuren, die an das jüdische Leben auf dem Land erinnern. Die Geschichte der rheinischen Landjuden geriet für lange Zeit in Vergessenheit.

Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung in Deutschland bis zum 19. Jahrhundert in Kleinstädten und Dörfern lebte. Nach der Vertreibung der meisten jüdischen Gemeinden aus den Städten im Spätmittelalter war über 400 Jahre lang das Leben auf dem Land die Lebensrealität der Mehrzahl der deutschen Jüdinnen und Juden.

Jede Woche postet die Landsynagoge Rödingen Interessantes aus der jüdischen Lebenswelt auf Facebook und unter dem Hashtag #landsynagoge auf Instagram.

Ihre Begleitung an diesem Tag

© Andrea Zuleger

Wissenschaftliche Referentin LVR

Monika Grübel

Monika Grübel M.A. ist Judaistin und (Kunst-) Historikerin. Seit 1999 ist sie wissenschaftliche Referentin beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) sowie Leiterin des LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen. Ihre Arbeitsfelder umfassen Ausstellungen, Beratungen, Filme, Publikationen und Vorträge zur jüdischen Geschichte, Kultur und Religion im Rheinland.

Video: Aus dem Leben rheinischer Landjuden

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Fotos

© Heike Stockem