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Woher kommt unser Zucker? Besuch bei Pfeifer & Langen in Jülich

Pfeifer & Langen steht und lebt für Zucker. Mit 2.521 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und etwa 1,33 Milliarden Euro Umsatz gehört das Unternehmen zu den führenden Zuckerherstellern in Europa. Nahezu zwei Millionen Tonnen Zucker und Agrarprodukte wurden 2022 hergestellt – in hochmodernen, umweltschonenden Anlagen und Verfahren. Nachhaltig und im Einklang mit der Natur.

Heinz Leipertz, beim Zuckerhersteller Pfeifer & Langen für die Landwirtschaft in der Region Rheinland zuständig, bescheinigt der Feldfrucht in diesem Jahr einen schwachen Start. Die seit dem 25. September begonnene Kampagne wird Mitte Januar ´24 beendet sein. Zeit ein Fazit zu ziehen. Der Zuckergehalt liegt aktuell niedriger als im fünfjährigen Durchschnitt, was auf den Mangel an Sonnenschein zurückzuführen ist.

Das Alleinstellungsmerkmal des Jahres 2023 sind für ihn Nässe und Kälte. Der Regen im Frühjahr hatte dafür gesorgt, dass etwa die Hälfte der Rüben um Ostern gesät werden konnte, der andere Teil jedoch erst im Mai. „Die letzte Rübe wurde im Rheinland am 22. Mai gesät. Das ist spät“, kommentiert Leipertz und spricht bezogen auf die Saat von einem „klassischen Fehlstart“.

Entsprechend verzögert ist auch die Entwicklung der Rüben. Das zeigt der Vergleich zum Vorjahr: Am 5. Juni 2022 waren die Reihen auf den Äckern zu 80 Prozent „zu“, wie Leipertz sagt. Das bedeutet, dass die Rüben so gewachsen sind, dass ihre Blätter die Lücken zwischen den angepflanzten Reihen schließen. Diese 80-Prozent-Marke war in diesem Jahr erst am 24. Juni erreicht. „Die Entwicklung ist zwei bis drei Wochen hinter dem normalen Wachstum zurück“, erklärt Leipertz und zieht den Vergleich zum privaten Rasen: „Wenn Sie nur alle zwei Wochen mähen müssen, statt jeder Woche, merken Sie, dass die Vegetation langsam ist.“  Ohne Sonne, keine Energie, sprich kein Zucker, lautet die simple Lösung. Die Rübe hat sich dennoch ganz gut entwickelt, allerdings sprechen die Profis von einer durchschnittlichen Ernte.

Seit über 150 Jahren entwickelt das Familienunternehmen mit Passion natürliche Zucker und neue Zucker-Spezialitäten. Erfahren Sie, was diesen Zuckerhersteller antreibt, anders und besonders macht.

Wir möchten Sie nun im Rahmen einer Führung mit in die Zuckerrübenfabrik in Jülich mitnehmen und Ihre Fragen rund um das Thema Zucker-Produktion klären. Sie werden mit einem ca. einstündigen Einführungsreferat  beginnen. Es folgt eine zwei- bis zweieinhalbstündige Führung durch den Betrieb mit Werksführer Heinz Peltzer. Wir wünschen viel Vergnügen!

In anderen Jahren sehnte sich Leipertz nach Wasser, dem sonst „wachstumslimitierenden Faktor“. In diesem Jahr gibt es ausreichend Wasser, stellenweise sogar zu viel. Speziell in der Köln-Aachener-Bucht habe es überproportionale Sommerniederschläge gegeben, sagt er. „Die Rübe ist keine Reispflanze, sondern stammt aus dem Mittelmeerraum. Die kann gut ab, wenn es heiß oder trocken ist, aber mag nicht mit den Füßen im Wasser stehen“, bringt es Leipertz auf den Punkt.

Der viele Niederschlag sorgt nun dafür, dass die Rüben große Blätter bilden, um damit möglichst viel Sonnenlicht abzubekommen, das sie für die Fotosynthese benötigen. Der Blattapparat sei also wegen des mangelnden Sonnenscheins in diesem Jahr überdimensioniert, sagt Leipertz. Angesichts der Pflanzen, die ihm mit großen Blättern weit das Bein hinaufragen, spricht er schmunzelnd von „BBZA“ – „Blatt bis zum Arsch“.

Dass der Blattapparat doppelt so groß ist wie in anderen Jahren, sorgt aber nicht für doppelt so viel Zucker. Leipertz: „Alle Energie, die ins Blatt geht, steht für den Rübenkörper, den wir ernten wollen, nicht zur Verfügung.“

Proberodungen aus 23 Parzellen haben ergeben, dass 30 Tonnen pro Hektar geerntet werden könnten. Ein schwacher Wert. Aber 2021 sei er anfangs ähnlich niedrig gewesen, sagt Optimist Leipertz, und trotzdem habe es am Ende fast die beste Ernte der vergangenen Jahre gegeben. „Wer den längsten Atem hat, holt am Ende die Goldmedaille“, meint der Experte. „Mit ein bisschen Wärme und Licht ist da noch viel möglich.“

Und wenn es dann los geht mit der Rübenernte, wird die Kampagne voraussichtlich rund 110 Tage dauern, prognostiziert er. Im vergangenen Jahr waren es exakt 99 Tage. Wieso die Differenz? „Dieses Mal haben wir nicht mehr Rüben, sondern werden keine wegorganisieren“, erklärt Leipertz. Um angesichts der kritischen Gasversorgung im vergangenen Winter die Produktion sicherzustellen, hatte Pfeifer & Langen zehn Tage „gespart“, indem Rüben statt in die Jülicher Fabrik nach Appeldorn und Euskirchen geliefert wurden, um vor Weihnachten die letzten Rüben zu verarbeiten.

Die verarbeitete Rübenmenge und die Dauer der Kampagne richte sich nach der Nachfrage der Kunden, erklärt Leipertz die Hintergründe. „Um im Rheinland den Rübenzuckerbedarf zu decken und unsere Kunden zu bedienen, können wir noch die eine oder andere Tonne Rüben mehr brauchen“, sagt er und erklärt, dass die Kunden im Sinne der Nachverfolgbarkeit immer häufiger auf Rübenzucker bestünden, statt importierten Rohrzucker zu verwenden. So den bestehenden Kundenstamm zu halten, sei das Ziel, nicht mit der Konkurrenz in den Verdrängungswettbewerb zu gehen. „Wir werden nicht unlimitiert Mengen annehmen“, stellt er klar, „sondern so viel produzieren, wie der Markt verträgt. Unlimitiert Rüben wird’s bei Pfeifer & Langen im Rheinland nicht geben. Eine Überproduktion macht keinen Sinn und dient niemandem.“

Termin:

Uhrzeit:

Ort:

Preis:

12. Dezember 2023

10 bis ca. 13.30 Uhr

Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, Dürener Straße 20, 52428 Jülich

für Freundeskreis-Mitglieder kostenlos

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Führung aufgrund von Treppenanlagen nicht barrierefrei ist. Ausserdem ist von Temperaturschwankungen auszugehen, da sich die Teilnehmer auch ausserhalb der Fabrik aufhalten. In den Fabrikationshallen herrscht eine höhere Temperatur, es kann zu Kreislaufbeschwerden kommen. Teilnahme: ab 16 Jahren!

Eine Aufnahme des Eingangsbereichs der Zuckerfabrik in Jülich, vermutlich aus den 1970er Jahren. © Stadtarchiv Jülich Fotosammlung

Geschichte der Jülicher Zuckerfabrik

Vom Luxusgut zum Produkt für die Massen

Wofür ist Jülich bekannt? Die meisten Menschen aus der Region nennen vermutlich die Zitadelle, das Forschungszentrum oder das Rheinische Revier. Vielen kommt aber auch die Zuckerfabrik in den Sinn. Für Jülichs Altbürgermeister Peter Nieveler hat sie eine entscheidende Bedeutung: „Ich bin 87 und kann mir Jülich ohne die Zuckerfabrik nicht vorstellen.“

Der promovierte Historiker weiß, dass Jülich wegen seiner fruchtbaren Böden und guten Infrastruktur ideal ist, um dort Zuckerrüben anzubauen. Doch wie kam es dazu, dass 1880 ein Mitglied der Familie Schoeller aus Düren eine Zuckerfabrik in Jülich eröffnete? In diesem Teil unserer Serie zur Zuckerrübe schauen wir uns die Geschichte der Rübe an.

Lange galt Zucker als Luxusgut. Wer ihn seinen Gästen servieren konnte, demonstrierte damit Macht und Reichtum. Beim sogenannten Zuckerbankett 1585 ließ es sich der Jülicher Herzog Johann Wilhelm zu seiner Hochzeit nicht nehmen, seine Festtafel mit Wappentieren aus Zucker zu schmücken. Erst als Rohrzucker Anfang des 19. Jahrhunderts von Sklaven in Südamerika angebaut und nach Europa verschifft wurde, bekam das weiße Gold einen alltäglicheren Charakter.

Videotrailer "Zukunft Zucker"

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